Das Löschwesen in Bad Schlema

 

Das älteste vorliegende Dokument über das organisierte Feuerlöschwesen in unserer Gemeinde geht auf das Jahr 1820 zurück. Die Gemeinde Niederschlema schließt am 08. September 1820 durch die Gemeindevertreter Richter Johann Gottlieb Mehlhorn, Gerichtsbeisitzer Christian Gottlieb Wendler und Gotthelf Friedrich Leberecht Schöniger sowie Gemeindevorsteher Johann Christian Meyer mit dem Kobalt – Inspektor Heinrich Moritz von Mandelsloh als Faktor des königlich sächsischen Blaufarbenwerkes Oberschlema folgenden Vertrag:

 

„Da der Gemeinde des Dorfes Niederschlema eine Fuhrfeuerspritze abgeht und für sie die Notwendigkeit eingetreten ist, sich mit einem benachbarten Orte zu gemeinschaftlichem Gebrauch eines dergleichen Löschgeräte zu verbinden, so sendet, wenn in dem Dorfe Niederschlema eine Feuersbrunst entsteht, der jedesmalige Faktor des genannten Blaufarbenwerkes augenblicklich eine Fuhrfeuerspritze mit hinreichender Mannschaft und den nötigen Löscheimern dahin ab und zur Hilfe und lässt durch solche mit allen Kräften an der Löschung des Feuers unausgesetzt und solange, bis dasselbe entweder getötet oder die Feuerspritze durch Beschädigung unbrauchbar geworden ist, arbeiten.

 

Dafür musste die Gemeinde den 20. Teil der Wiederherstellungskosten aller im königlichen Blaufarbenwerk Oberschlema befindlichen Fuhrspritzen übernehmen. Der Vertrag sollte erst gelöst werden, wenn die Gemeinde über eine eigene Feuerspritze verfüge.

Aus dem Jahre 1849 ist überliefert, dass bei Brandwachen die Wachmannschaften bereits eine besondere Vergütung erhielten. In einer Aktenniederschrift vom 16. September 1849 ist notiert, dass den beiden vom Aktuar (Sekretär) Schörmer zum Bewachen der Bretschneiderschen Brandstätte (Brünlaßgut) angeordneten Wächtern Anton Steinmüller und Gottlieb Wendler auf Anweisung des Landgerichtes Kirchberg zusammen 22 Neugroschen und 5 Pfennige ausbezahlt werden sollen.

Der Gemeindevorstand Johann Gottlieb Förster erstellte am 27.01.1864 erstmals ein Verzeichnis über die Feuerlöschgerätschaften der Gemeinde Niederschlema. Diese Gerätschaften wurden bei den einzelnen Grundstücksbesitzern untergebracht. So gab es 7 Handspritzen, 83 Leitern, 79 Haken, 115 Kübel, 79 Wische und 88 Laternen.

1874 findet sich in den „Instruktionen des Nachtwächters“ in § 4 folgende Anordnung:

 

„Bei ausgebrochenem Schadenfeuer im Ort hat er eiligst Lärm mit dem Horn zu machen. Schadenfeuer in Oberschlema und Schneeberg sind ebenfalls durch das Horn zu melden. Diese Feuersignale sind auf folgende Weise zu geben. Bei Feuer im Orte sind drei Stöße hintereinander auf dem Horne zu geben, nach einer kleinen Pause wieder drei und solange fort, als es notwendig erscheint, bei Feuer in Oberschlema und Schneeberg sind immer nur einzelne Stöße von möglichst gleichweit auseinanderliegender Zeitdauer in das Horn zu geben."

 

Am 25.12.1875 gründete sich als erst Freiwillige Feuerwehr unseres heutigen Kurbades die FFW Niederschlema.

Diese setzte sich aus 1 Kommandanten, 1 Vizekommandanten, 2 Sektionsführern, 2 Signalisten , 2 Personen für die Wasserstation, 10 Mann (einschließlich 5 Steigern) für Rettung von Personen, 5 Mann als Wachmannschaft sowie 3 Spritzenmeister mit 30 Mann zur Bedienung der Spritze, zusammen 56 Mann.

Neben den Uniformen wurden vor allem eine vierrädrige Abprotzspritze sowie 40 Löscheimer beschafft und ein Spritzenhaus errichtet.

 

Zwar gab es in den darauf folgenden Jahren immer wieder erste Bewehrungsproben für die Wehr, doch der erste Großbrand ereignete sich glücklicherweise erst Jahre später. In der Nacht vom 31.10.1889 brach im Papiermaschinenraum der Holzstoff- und Papierfabrik AG ein Feuer aus. Das Ausmaß des Brandes wird in der 50 – jährigen Festschrift von 1925 als größte Feuersbrunst seit Entstehen der Wehr bezeichnet. Die damaligen Löscharbeiten wurden von den Werksfeuerwehren des Blaufarbenwerks und der Firma Leonhard sowie der Bahnhofsspritze unterstützt, jedoch sollten die Kräfte bei einem solchen Ausmaße nicht ausreichen. Deshalb wurden die Feuerwehren von Oberschlema (unterhielt seit 1877 eine Pflichtfeuerwehr), Hartenstein, Alberoda, Lößnitz, Aue, Zelle, Neustädtel, Schneeberg I und II, Grießbach, Wildbach und andere (insgesamt sollen wohl 24 Spritzen im Einsatz gewesen sein) angefordert.

 

Am 5. Juli 1890 gründete sich auch in Oberschlema eine FFW. 57 Mann bestätigten mit ihrer Unterschrift, der Wehr beizutreten. Initiator hierfür war der damalige Kommandant der Pflichtfeuerwehr, Johann Sommer, welcher dann auch erster Hauptmann der freiwilligen Wehr wurde. So gliederte sich die Wehr in 3 Züge: einen Steigerzug, einen Spritzenzug sowie einen Hydrantenzug.

Die FFW Niederschlema erhielt 1890 einen Leiterschuppen und 1891 ein Steigerhaus. Dieses verbesserte die Schlagkräftigkeit und den Ausbildungstand entscheidend.

 

 

1904 erhielt die FFW Niederschlema ein neues Gerätehaus, den noch heute existierenden Steigerturm. Dies war notwendig, um das Gerätehaus mehr in die Mitte des Ortes zu verlegen. Das alte Gerätehaus wurde abgetragen und am damaligen Rathaus wieder als Freibank (Einrichtung zum Verkauf von minderwertigem Fleisch)aufgebaut.

 

Der 1. Weltkrieg riss alsbald große Lücken in die Reihen der Wehren. In Niederschlema eilten 28 Kameraden bereits zu Kriegsbeginn zur Fahne. Schon wenige Wochen später erhielt die Wehr die Nachricht vom Tod der ersten beiden gefallenen Wehrmitglieder. Weitere sollten folgen. Auch in Oberschlema blieben 6 Kameraden auf den Schlachtfeldern zurück.

 

1914 wurde eine neue mechanische Schiebeleiter mit 12 m Steighöhe in der FFW Niederschlema in Dienst gestellt. Durch diesen technischen Fortschritt konnte der Steigerzug der Wehr sehr viel effektiver arbeiten als bisher.

 

Am 17. und 18. September 1921 richtete die Gemeinde Oberschlema den Bezirksfeuerwehrtag aus. Mehrer Abordnungen aus allen Wehren der Region fanden sich zu diesem Ereignis im Ort ein.

 

Ein Jahr später, am 22. April 1922 erhielt die FFW Niederschlema von einem Offizier der Berufsfeuerwehr Chemnitz eine neue von Pferden gezogene Motorspritze. Sie wurde von der Firma Flader in Jöhstadt gebaut und von der Holzstoff- und Papierfabrik AG gesponsert. Diese Motorspritze (Typ Siegerin) war wiederum eine große Bereicherung der Wehr und führte dadurch zu einer Verbesserung im Brandschutzwesen unseres Ortes.

Für alle Pferdespritzen im Ort musste Anspannhilfe geleistet werden. Das bedeutete, dass im Alarmfall alle Einwohner, die nicht den Wehren angehörten, sofort die für die Fuhrspritzen benötigten Pferde vom dafür vorgesehen Bauerngut holen mussten und diese vor der Spritze einspannten.

 

1924 wurde durch die Umbenennung des Ortes Oberschlema in Radiumbad Oberschlema auch der Name der Wehr dahingehend geändert.

 

1927 betrug die Stärke der Wehr 60 Mitglieder und zählte damit zu den stärksten im damaligen Bezirk. Durch das Radiumbad kamen auch viele neue Aufgaben (wie Brandsicherheitswachen und Brandschutzprüfungen)für die Feuerwehr hinzu.

 

Am 7. Mai 1932 erhielt die Wehr ein modernes Löschfahrzeug, eine Kleinkraftspritze mit automobilem Mannschafts- und Gerätewagen. Dieses Fahrzeug ist das erste voll motorisierte Feuerwehrfahrzeug in Schlema. Der technische Fortschritt war enorm, musste man nun weder die Löschtechnik zu Fuß zum Brandherd befördern, noch die Pferde vor die Fuhrspritze spannen. Diese Zeitersparnis machte sich natürlich bemerkbar, denn die Einsatzkräfte kamen nun schneller zur Einsatzstelle als bisher.

 

 

 Quelle: Verein der feuerwehr – oldtimer schlema e.v.